Bauernstaat mit Stil

Schon mal vorne weg, Albanien ist ein unglaubliches Land. Kaum über der Grenze fühlt es sich bereits an als wären wir in einer anderen Welt angekommen. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Es kommen uns immer wieder Eselgespanne entgegen oder Leute mit umgebauten Motorrädern oder sonst irgendwelche kurligen Eigenbauten. Die Leute legen ziemlich viel Wert auf ihr Erscheinungsbild. Ältere Männer sind immer stilgerecht mit Jackett unterwegs, egal was sie gerade tun. Auch wenn sie mit dem Vieh auf dem Acker unterwegs sind.

Hier sieht man richtig viele Radfahrer. MIt den alten Göppel fahren sie aber etwa nur 5km/h

Hier sieht man richtig viele Radfahrer. MIt den alten Göppel fahren sie aber etwa nur 5km/h

Fast alle Menschen winken uns freundlich zu oder rufen uns nach, wenn wir vorbeifahren. So etwas Verrücktes wir uns haben sie wohl noch selten gesehen. Wenn das Wetter mal schlecht ist, scheint dies die Gastfreundschaft noch mehr an den Tag zu bringen. Wir werden zu Kaffee und Tee eingeladen und kriegen unzählige Äpfel, Kaki, Mandarinen und Orangen geschenkt. Und das obwohl die Menschen hier selber kaum etwas haben.

Die nette Kaki-Verkäuferin überhäuft uns mit Früchten

Die nette Kaki-Verkäuferin überhäuft uns mit Früchten

Manchmal kann es aber auch ziemlich anstrengend werden. Eines Morgens fuhren wir nichts ahnend los. Zuerst auf einer Strasse welcher eher einer Autobahn glich. An Fährräder auf grossen Strassen sind sie sich aber gewohnt. Das ist schon mal hilfreich. Die Nebenstrassen sind meist in nicht so gutem Zustand. An diesem einen Tag sogar in einem sehr aussergewöhnlich schlechtem. Es hatte an den Tagen zuvor geregnet, das heisst, praktisch die ganze Strasse bestand nur noch aus Matsch und grossen Steinen. Zu allem Überfluss blieb dieser in den Rädern hängen und blockierte die Räder komplett. Das machte die Sache noch viel anstrengender als sie sonst schon war. Nach diesen kräfteraubenden Kilometern hatten wir aber immer noch einiges vor uns. Die Strassen waren teils besser, teils wieder schlechter. Bis wir plötzlich halb auf der Autobahn stehen. Auf diese durften wir aber dann mit dem Rad doch nicht, was uns einen Umweg bescherte. Also wir schon ziemlich am Ende unserer Kräfte waren folgten uns zwei Jungs welche auch mit Velos rum kurvten. Am Anfang irgendwie noch amüsant, obwohl sie sich über uns lustig zu machen scheinen. Doch irgendwie wissen sie nicht wann genug ist und fangen an uns auszubremsen. Nicht so toll, wenn man schon ziemlich am Ende ist. Sandra wird dann kurz etwas laut und die Jungs verschwinden. Es kann ziemlich frustrierend sein, wenn einem die Menschen nicht verstehen, da sie eine andere Sprache sprechen. Endlich im Ort angekommen, in welchem wir übernachten möchten, suchen wir WLAN um ein Hotel zu buchen und trinken etwas in einem Restaurant. Wir sehen wohl ziemlich mitgenommen aus und sind auch dreckig von der schlechten Strasse. Der junge Kellner hat Mitleid mit uns und hilft eine Unterkunft zu suchen. Da es mittlerweile schon dunkel ist, gibt er uns Begleitschutz mit seinem Auto. Als Dank essen wir in diesem Restaurant zu Abend. Es stellt sich heraus, dass er der Sohn des Chefs ist. Zu dritt essen wir etwas und unterhalten uns dabei. Schlussendlich traut er sich zu sagen, dass er bisexuell ist und dass wir die ersten sind, die dies erfahren. Wir sind beide sehr gerührt und auf der anderen Seite betrübt, dass er sich wohl nie outen werden kann. Dass alles ist an einem einzigen Tag passiert. Zum Glück war nicht jeder Tag so ereignisvoll…

Strassenqualität lässt zu wünschen übrig

Strassenqualität lässt zu wünschen übrig

Albanien wurde nach dem zweiten Weltkrieg unter der Diktatur von Enver Hoxha zu einer sozialistischen Volksrepublik. Heute wohl nur noch vergleichbar mit Nordkorea. In Hoxhas Augen war Tito’s Jugoslawien nur eine Light-Version des Kommunismus. Er brach die Beziehungen sowohl zu Jugoslawien wie auch später nach Stalins Tod zu der UdSSR ab und gründete ein Bündnis zur Volksrepublik China. Auch hier wurden Glaubensstätten umfunktioniert oder zerstört und die Bevölkerung zu Atheisten umerzogen. Wegen der ständigen Angst eines Angriffs der Grossmächte, lies Hoxha ungefähr 200'000 Bunker bauen. Diese sind noch heute vielerorts zu sehen. Nach Mao’s Tod brach er auch die Beziehung zu China ab, so dass bis zum Tod Hoxha’s 1985 Albanien in einer völligen Isolation lebte. Sein Nachfolger führte seine Politik fort, jedoch lehnten sich Albaner vermehrt gegen die Diktatur auf, als sie von den antikommunistischen Bewegungen im Ostblock erfuhren. Tausende von Albaner flüchteten in dieser Zeit aus Angst davor, dass die Regierung Gewalt gegen die Revolution anwenden würde und weil die wirtschaftliche und politische Lage sehr schlecht war. Im 92 schlussendlich kam es zu den ersten freien Wahlen, bei welcher die demokratische Partei die Mehrheit der Stimmen erhielt. Die desolate Wirtschaftslage verbessert sich jedoch nur sehr langsam. Leider fehlt es heute an gut ausgebildeten Fachkräften. Viele verlassen das Land für eine bessere Zukunft in anderen Ländern.

Einer der vielen Bunker

Einer der vielen Bunker

Es gab Zeiten, da war Albanien eines der saubersten Länder der Welt, dies auch, weil sie kaum etwas hatten, was man hätte wegeschmeissen können. Als die Zeiten des Kommunismus vorbei waren, änderte sich vieles auf einen Schlag. Jeder wollte ein Auto haben, am liebsten einen Mercedes Benz, diese sollen die Besten sein. Autos waren aber nicht das Einzige was plötzlich Einzug hatte. Auch Plastikprodukte wurden nach und nach eingeschleppt. Das mangelnde Wissen über die Entsorgung hat dazu geführt, dass der meiste Abfall irgendwo am Strassenrand oder in einer illegalen Deponie landet. Wie auch schon in Ex-Jugoslawien, liegt auch hier jede Menge Müll herum. Eine traurige Sache, denn im Meer zu baden ist jetzt nicht mehr so verlockend wie auch schon.

Leider ist der Abfall hier ein grosses Problem

Leider ist der Abfall hier ein grosses Problem

Tirana, die Hauptstadt, ist eine Geschichte für sich. Da wir nicht den ganzen Weg auf der grossen Strasse in die Stadt fahren wollten, sind wir auf Nebenstrassen ausgewichen. Nur waren diese bis fast ins Zentrum teilweise ziemlich dürftig. Also Kiesstrassen, welche mit Schlaglöchern übersät sind. Da dies nicht so spassig ist, versuchen wir auf eine grössere Strasse zu kommen. Das schaffen wir auch, nur direkt beim Ende der Autobahn. Es hat also ziemlich viel Verkehr und die Autos sind ungewöhnlich schnell unterwegs. Überraschenderweise hat es plötzlich einen Veloweg. Den nehmen wir natürlich, aber neben uns sind vor allem Fussgänger auf diesem unterwegs. Am kritischsten Punkt hört dieser natürlich auf. Wir dürfen also versuchen irgendwie durch einen zweispurigen, riesigen Kreisel zu kommen. Da alle einfach fahren wie es ihnen so gefällt, machen wir dies auch und das klappt sogar ganz gut. Jedenfalls kommen wir unbeschadet bei der Unterkunft an.

Ankunft in Tirana. Der Verkehr ist vergleichsweise enorm

Ankunft in Tirana. Der Verkehr ist vergleichsweise enorm

Wer gerne Mal etwas anderes erleben möchte, dem können wir Albanien wärmstens als Feriendestination empfehlen. Auch mit dem Fahrrad. Dank der schlechten Strassen waren die Autos langsam unterwegs, was dies zu einem sichereren Abendteuer machte. Sogar die Strassenhunde waren hier im Vergleich zu Griechenland ziemlich klein und harmlos.

Tito ist tot, doch lebt er weiter

Auf diesen Abschnitt der Reise haben wir uns besonders gefreut! Was ist aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens geworden? Wie haben sie sich entwickelt seit dem Zerfall und was für Geschichten werden wir zu hören kriegen?

Nach Italien verlassen wir die Küste und strampeln uns nach Slowenien hoch. Von einem Tag auf den anderen sind wir umringt von bunten Laubbäumen, welche von der tiefliegenden Sonne golden leuchten. Das Wetter ist auf unserer Seite. Neu ist auch die Karstlandschaft, welche unglaublich viele Höhlen bildet. Eine der grössten, die Höhlen von Škocjan, lassen wir uns nicht entgehen.

In den Höhlen von Škocjan

In den Höhlen von Škocjan

Nach ein paar Tagen nehmen wir vom Landesinneren wieder Abschied und fahren Richtung Küste. Von hier aus führt uns die weitere Route mehrheitlich der Adria lang. Doch es gibt hie und da immer wieder ein Highlight, weiter landeinwärts, welches wir uns nicht entgehen lassen wollen. Teilweise fahren wir dann mit dem Fahrrad zickzack weiter, oder wenn der «Umweg» zu gross ist, lassen wir unser Material wo es ist und nehmen einen Bus.

Wir sind weit und breit die einzigen und haben die ganze Landschaft für uns allein

Wir sind weit und breit die einzigen und haben die ganze Landschaft für uns allein

Ljubljana ist so ein Beispiel. Da lassen wir alles in Rijeka und verbringen 2 Tage in der Stadt ohne Fahrrad. Hier wird das Thema Tito, Jugoslawien und der Krieg erstmals aufgebracht. Uns wird bewusst, dass dies in der Schulzeit nie gross angesprochen wurde, obwohl damals bis hauptsächlich zur 6. Klasse hie und da ein neuer Klassenkamerad aus dem Osten zu uns gestossen ist. Schade eigentlich, denn es hätte die Integration bestimmt erleichtert, hätten wir deren Geschichte zu hören gekriegt.

Der Laibach (Ljubljanica)

Der Laibach (Ljubljanica)

Als wir anschliessend die Grenzen nach Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro übertreten, fallen uns einige Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten auf. Zum einen die Sprache: Serbokroatisch war von 1954 bis 1992 neben Slowenisch und Mazedonisch eine der Amtssprachen des ehemaligen Jugoslawien. Slowenen verstehen Serbokroatisch und auch umgekehrt. Nach dem Zerfall wurden den Sprachen jedoch eigenständige Bezeichnungen gegeben wie etwa Kroatisch oder Montenegrisch. So wie wir mitgekriegt haben, sind es eher unterschiedliche Dialekte. In Serbien überwiegt das kyrillische Alphabet, wobei in den anderen Ländern das lateinische verwendet wird.

Weitere Gemeinsamkeiten sind Rakija (Obstbrand), Ćevapi, Ajvar, Burek (und schon wieder dreht sich alles ums Essen…), kristallklares Meer, die Gastfreundschaft und dass (fast) alle Tito liebten. Übrigens wird man hier gerne mal zu einem Gläsli Rakija eingeladen, ablehnen gilt als unhöflich. Oft handelt es sich um Eigenbrand und wird auch gerne mal zum Zmorge getrunken. Wir kamen glücklicherweise meistens erst nach der Ankunft am späten Nachmittag in den Genuss. Ist aber auch nicht ohne, wenn man nach einem Tag auf dem Velo absteigt und gleich einen Schnaps oder auch mehrere trinken darf.
Leider ist uns auch aufgefallen, dass gerne Abfall «entsorgt» wird, wo es einem gerade passt. Die Slowenen sind hier ganz klar am besten aufgeklärt, Ljubljana sogar eine sehr vorbildliche grüne Stadt. In den anderen besuchten Ländern läuft man mit mindestens 5 Plastiksäcken aus dem Supermarkt, wenn man sich nicht vehement dagegen wehrt. Diese werden dann wohl bei der nächsten Gelegenheit irgendwo in der Natur «liegengelassen». Genauso wie Kaffeebecher, Plastikflaschen, alte Sofas oder Fernseher. Sehr schade, denn eigentlich wäre es überall so schön.

Selbstgebrannter Rakija, unmittelbar nach der Ankunft auf dem Campingplatz. Es soll nicht der letzte gewesen sein...

Selbstgebrannter Rakija, unmittelbar nach der Ankunft auf dem Campingplatz. Es soll nicht der letzte gewesen sein...

Nach Slowenien erkunden wir einige Inseln von Kroatien wie Krk, Rab und Pag, bevor wir in Zadar wieder aufs Festland kommen. Die Strände laden uns mehr als nur einmal zum baden ein. Die Vielfalt hier ist grossartig. Nebst dem türkisfarbenen Meer geniessen wir im Winnetou-Land bei den Plitvicer Seen unzählige Wasserfälle oder tauchen in Städten wie Dubrovnik und Split in fast 2000-jährige Geschichte ein. In Split besuchen uns dann auch Sandras Eltern für ein paar Tage und wir geniessen mit ihnen die Ferien von den Ferien.

Im Nationalpark Plitvicka jezera

Im Nationalpark Plitvicka jezera

Von Split aus fahren wir etwas ins Landesinnere bis nach Mostar in Bosnien Herzegowina. Von hier aus schnappen wir uns den Bus nach Sarajewo. Im Bus lernen wir einen Mann kennen, welcher sogar schon mal in der Schweiz war. Auf die Frage, wo denn genau, antwortet er mit «Thorberg». Wir konnten uns vor Lachen fast nicht erholen… aber angeblich war es nur wegen einer Visumsgeschichte, also nicht so schlimm wie wir befürchtet hatten.

Letzter Abend in Split

Letzter Abend in Split

Die Spuren, die der Krieg hinterlassen hat, sind in diesem Land noch am deutlichsten zu sehen. Natürlich auch in Sarajewo, wo die Belagerung durch bosnische Serben und der Jugoslawischen Bundesarmee 1425 Tage angedauert hat. Auf einer Tour durch die Stadt erfahren wir viel über die Zeit, in welcher Sarajewo eingekesselt war und fast täglich Anschläge stattfanden. Unter anderem auch, dass sie zum Teil Dosenfleisch aus den 70er Jahren von der UN erhalten haben, welches so schlecht war, dass nicht mal die Katze etwas davon abhaben wollte. Aber die Menschen hier haben trotz allem versucht sowas wie einem Alltag nachzugehen. Sie haben geheiratet, Kinder gekriegt, sich scheiden lassen und so weiter. Diese Einstellung hat uns sehr beeindruckt.

Stadtführung durch Sarajewo, hier vor einem Haus mit Bombeneinschlag

Stadtführung durch Sarajewo, hier vor einem Haus mit Bombeneinschlag

Da Sarajewo die Hauptstadt ist, wurde auch viel in den Wiederaufbau investiert. Die Trams sind aber vermutlich noch dieselben wie vor dem Krieg. Wahrscheinlich konnten Slowenien und Kroatien auch dank dem EU-Beitritt wirtschaftlich einen grossen Sprung nach vorne machen. Dies ist hier nicht der Fall: man kommt sich vor wie 20 Jahre zurückversetzt, einfach mit WLAN.

Eines der Trams in Sarajewo...immerhin braucht's keine Lüftung

Eines der Trams in Sarajewo...immerhin braucht's keine Lüftung

Bosnien Herzegowina besitzt seit dem Mittelalter einen 20km langen Küstenabschnitt, welcher Dubrovnik vom Rest Kroatiens trennt. BiH, damals Teil des Osmanischen Reichs, hatte mit der Region von Dubrovnik einen Deal gemacht, um einen Angriff oder einer Stärkung der Venetier zu verhindern. Heute ist dies eher eine Belastung, denn hier muss zwei Mal hintereinander die Grenze überquert werden. In dieser touristischen Region bedeutet dies im Sommer lange Wartezeiten. Wir hätten eigentlich vorgehabt, die Grenze etwas weiter im Landesinneren, auf einem Berg zu passieren. Als wir endlich oben waren meinte der Grenzwächter, dass dieser Übergang nur für Locals sei. Ja Merci viel Mal! In einer Selbstverständlichkeit winkt er uns ab und sagt, dass wir bloss 1 Kilometer den Berg wieder runter müssen und dann nach 10 Kilometer (und einen weiteren Berg wieder hoch) käme dann schon der andere Grenzübergang. Der weiss wohl nicht wie es sich anfühlt, wenn man mit einem vollbeladenen Fahrrad die letzte Stunde gegen den Berg angekämpft hat.

Bald kommt der Grenzposten

Bald kommt der Grenzposten

Nach Dubrovnik nehmen wir eine alte Strasse um dem Verkehr zu entweichen. Bevor es wieder auf die Hauptstrasse geht, profitiert Ade noch kurz und geht pinkeln. Als sie zurückkommt, steht Sandra da mit vier weiteren Tourenfahrer. Zwei aus der Schweiz, Gäbu und Babs, und zwei Engländer, Gwilym und Catherine. Spontan fahren wir mit ihnen weiter, da die Strecke für alle die selbe ist. Wir haben uns viel zu erzählen. Sie sind auch schon seit Juli oder August in Europa unterwegs. Mittags suchen wir uns einen Picnicplatz, unweit von einer Einfahrt zu einem Haus. Der Besitzer kommt uns begrüssen und lädt uns auf eine Runde Weisswein ein. Zwei Flaschen später sitzen wir wieder auf dem Velo und machen uns auf den Weg Richtung montenegrinische Grenze. Es ist schnell beschlossen auch die nächsten Tage miteinander zu fahren. Wir verstehen uns super, die Abwechslung tut gut und wir können zu sechst günstig in Unterkünften übernachten. In Montenegro selber waren wir nur zwei bis drei Tage, wobei uns die Bucht von Kotor speziell gut gefallen hat. Weiter testen wir so gut es geht die Nebenstrassen aus, da die Küstenstrasse ziemlich viel Verkehr hat. Die Sache ist zwar ziemlich anstrengend, aber wir fahren durch sehr schöne Landschaften und kleine Dörfer mit netten Einwohnern.

Spontane Einladung zu einer Flasche Wein oder zwei nach dem Mittagessen

Spontane Einladung zu einer Flasche Wein oder zwei nach dem Mittagessen

Die Zeit vergeht wie im Flug und wir stehen bereits an der Grenze zu Albanien.

Und wie immer zum Abschluss noch ein kleines Filmli...

Benvenuto in Eataly

Es ist ja schon so, dass es sehr speziell war, als wir in den Flieger gestiegen sind und diese Kilometer zwischen Vilnius und Venedig einfach mal schnell innert paar Stunden abgejettet sind. Mann wären dies viele Tage radfahren gewesen!

Knappe 1000 Kilometer weiter südlich erwartet uns ein ganz anderes Klima. Fertig Regen, fertig frieren, fertig Socken ausdrehen, fertig Plastiksäcke über die Schuhe stülpen.

Hallo bella Italia und Dolce far niente. Da sind wir nun. In dem Land, dem nachgesagt wird, es habe die beste Küche der Welt.
Erstmal aber kämpfen wir mit dem Transport unseres tonnenschweren Gepäcks vom Flughafen zum Campingplatz. Zugegeben: klar hätte man einfach 40 Euro plus 10 Euro - für die Extraleistung wegen der grossen Gepäckstücke - dem Taxifahrer für lächerliche 5 Kilometer in die Hand drücken können. Nicht aber mit uns! Da haben sie sich die falschen Touristen ausgesucht. Neeeein, wir Feilschen um 11 Uhr nachts lieber mit dem Taxifahrer, erklären ihm was unsere Vorstellung eines fairen Preises sein sollte und drohen mit «sonst nehmen wir den Bus», denken aber gleichzeitig «das wäre voll Kacke, wenn wir mit all dem Gepäck in den Bus steigen müssten». 10 Minuten später sind wir im Bus… bezahlen einen Bruchteil des Preises und gemäss Fahrplan sollte der Bus auch genau beim Camping anhalten. Nun ja….fast beim Campingplatz. Wahrscheinlich war der Buschauffeur zu faul um bis an die Haltestelle zu fahren. Oder er findet es einfach witzig, zwei übermüdete Touristinnen vor der Kurve und etwa 200m vor dem Camping rauszulassen. Wir schleppen den ganzen Scheiss bis zum Camping, teilweise mit Hilfe eines Lidl-Einkaufswagen, der uns die Nachtwache netterweise organisiert hat. Von unseren ersten paar Stunden in Italien sind wir noch nicht so begeistert.

Auf dem Weg zum Campingplatz

Auf dem Weg zum Campingplatz

Am nächsten Tag sieht die Welt wieder anders aus. Zwar müssen wir uns im Süden noch daran gewöhnen, dass Klopapier und WLAN nicht zur Grundausstattung eines Campingplatzes gehören, sondern als Extraleistung zusätzlich erworben werden müssen, der Rest ist aber ganz ok. Und vor allem können wir Mittags wieder die Schuhe auslüften, im Meer baden und Antipasti essen bis uns schlecht wird. Und wenn wir schon alle Hosenknöpfe geöffnet haben um dem Bauch etwas Platz zu machen, dann heissts «devi mangiare di più».

Plättchen?

Plättchen?

In den paar Tagen Italien haben wir nicht gegeizt an Nahrungsmittel: Unsere Mittagsessen bestanden ausschliesslich aus Antipasti, Burrata und leckeres Brot. Anstatt am Strassenrand zu pinkeln haben wir lieber eine Bar aufgesucht um gleich einen richtigen Espresso zu trinken. Und natürlich haben wir jeden Tag mindestens ein Gelati gegessen (oder Gelato weil Singular?). Lokaler Wein gehört auch zu unserem Standardprogramm. Ist zwar nicht das Beste für die Regeneration der Muskeln, aber gut fürs Gemüt.

Ein Eis ist für Anfänger

Ein Eis ist für Anfänger

Versteht uns nicht falsch, bisher hatte jedes besuchte Land sehr leckere Spezialitäten. Doch eine solche Palette an guten Essen gibt’s nur in Italien.

Apropos Essen. Auf unserer Reise dreht sich so manches, wenn nicht alles ums Essen. Das können auch andere Radfahrer bestätigen, ist also nicht nur bei uns verfressenen Velofahrerinnen so. Hier eine kleine Übersicht, was wir schätzungsweise in den ersten 6 Monaten gefuttert haben:

  • 360 Bananen, also 40kg
  • 126 Liter Milch
  • 18kg Müsli
  • 9kg Schokolade
  • 20kg Pasta
Der neue Westen

Viele haben schon davon gehört, ein paar waren vielleicht sogar schon da, aber die meisten wohl nicht. Es geht um die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Alle drei waren bis 1990/91 Mitglieder der Sowjetunion und haben sich nacheinander unabhängig erklärt. Dies, nachdem 1989 bereits der Drang nach Freiheit in Form einer Menschenkette demonstriert wurde, die mit ca. 650km von Vilnius über Riga bis nach Tallinn reichte. In 2004 sind die Baltischen Staaten dann der EU beigetreten.

In der Altstadt von Tallinn

In der Altstadt von Tallinn

Fangen wir oben an mit Estland, genauer gesagt der Hauptstadt Tallinn. Hier erhalten wir einen ersten Vorgeschmack was uns die nächsten Wochen erwarten wird. Regen. Viel Regen. Doch zum Glück ist das nicht das einzige. Zum Sightseeing lässt sich die Sonne doch noch blicken und wir kommen in den Genuss der wunderschönen mittelalterlichen Altstadt. Auf der Walking Tour erfahren wir, dass die estnische Sprache dem finnischen ähnelt. Finnisch ist also gar nicht so einzigartig wie wir immer gedacht haben. Dafür hat Estnisch praktisch gar nichts mit den anderen baltischen Sprachen gemeinsam. Auch erfahren wir etwas ganz Wichtiges, und zwar ist der höchste Berg vom Baltikum in Estland. 318m! Sie sind sich bewusst, dass dies jetzt nicht mal so hoch ist, aber immerhin ganze 6 Meter höher als der höchste Berg in Lettland.

Die Häuser auf dem Land sehen alle etwa ähnlich aus

Die Häuser auf dem Land sehen alle etwa ähnlich aus

Während der Sowjetzeit war auch der KGB sehr aktiv. Zum Beispiel mussten alle ausländischen Besucher in Tallinn während des Aufenthalts in einem bestimmten Hotel wohnen. Dieses war natürlich von oben bis unten verwanzt. Nur war das Ganze ein offenes Geheimnis. So soll anscheinend einer Schauspielerin im Hotel das WC-Papier ausgegangen sein und sie habe extra laut geseufzt «Wenn ich doch nur WC-Papier hätte». Wenig später stand ein Angestellter mit einer neuen Rolle vor der Türe.

In Estland kann vieles elektronisch abgewickelt werden, von der Steuererklärung bis zur Abstimmung. Hierzu benötigen sie nur ihre ID und eine Authentisierung, das wars schon. Dies hat dem Land den Spitznamen «E-Stonia» gebracht. Auch bei anderen Themen wollen sie vorne mit dabei sein, z.B. ist hier der EuroVelo Weg toll beschildert und wir finden den richtigen Weg auf Anhieb. In Tallinn jedenfalls kommen wir uns vor wie in einer anderen Stadt im westlicheren Europa, es gibt viele Touristen und natürlich alles was des Touristen Herz begehrt. Restaurants, Souvenirläden und so weiter. Kaum aus der Stadt fällt aber auf, dass längst nicht alles auf Hochglanz poliert ist. Die meisten Häuser, viele Plattenbauten, sehen aus als hätten sie vor 50 Jahren das letzte Mal einen neuen Anstrich gekriegt und der Verputz blättert überall ab. Trotzdem sind praktisch alle Häuser bewohnt. Dies ist in allen drei Staaten ähnlich. Eine andere Gemeinsamkeit, welche uns sofort aufgefallen ist, sind die Autos. Jeder hat einen super Schlitten und dies obwohl die Durchschnittseinkommen immer noch sehr tief sind (zwischen 700 und 1000 Euro). Die Autos gelten hier, wie auch in ganz vielen anderen Ländern, als Prestige-Objekt. Je grösser und teuer, umso besser. Dass dafür zuhause noch wie zu Zeiten des Kommunismus gelebt wird, ist dabei zweitrangig.

Vorbildliche Beschilderung der Radwege. Hier ausserhalb von Tallinn

Vorbildliche Beschilderung der Radwege. Hier ausserhalb von Tallinn

Kommen wir zu Lettland. Landschaftlich sieht es hier ziemlich ähnlich aus wie in Estland. Mit dem Unterschied, dass wir hier zum ersten Mal etwas mehr im Landesinneren fahren. Da geht es einmal (!) bergab und wieder bergauf und zwar bei Sigulda. Unsere verwöhnten Waden finden das nicht so toll. Oder war es die lange Wanderung mit den unendlich vielen Treppen? Wie auch immer, in Lettland gibt es viel zu sehen. Vor allem Burgen und Schlösser, aber auch schöne Strände an welchen wir teilweise ganz alleine unterwegs sind. Die Hauptstadt Riga ist eine Geschichte für sich. In die Stadt zu kommen ist mit dem Fahrrad gar nicht so einfach. Vor dem Stadtzentrum hat es keine Radwege und es ist nicht immer klar wo wir jetzt genau fahren müssen um einigermassen sicher in die Stadt zu kommen. Wenigstens hat es von unserem Hostel aus fast den ganzen Weg ins Zentrum einen Radweg welcher schon fast als intuitiv bezeichnet werden könnte. Der Kern von Riga ist ziemlich herausgeputzt. Nur sind die beiden Fassaden des Schwarzhäupterhauses in ein Baugerüst eingehüllt. Die Sehenswürdigkeiten verstecken sich wohl gerne vor uns.

Eine der zahlreichen Burgen, hier in Sigulda

Eine der zahlreichen Burgen, hier in Sigulda

Das Schwarzhäupterhaus wird gerade renoviert

Das Schwarzhäupterhaus wird gerade renoviert

Auch unterwegs kann es mal vorkommen, dass jemand von uns krank wird oder sogar beide zusammen sich zu wenig fit fühlen um zu fahren. Also sind wir zwischendurch auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen um trotzdem vorwärts zu kommen um möglichst schnell Richtung Süden (Wärme) zu kommen. So auch in Lettland. Wieder Erwarten lief alles ganz unkompliziert ab und wir konnten unsere Fahrräder samt Gepäck im Kofferraum des Busses verstauen. Manche Sachen sind bei uns einfach unnötig kompliziert (oder z.B. in Schweden, hier dürfen im Zug keine Fahrräder mitgenommen werden!). Dieses «einfach machen» gefällt uns hier.

Unkompliziert: Fahrradtransport im Bus

Unkompliziert: Fahrradtransport im Bus

Auch in Litauen waren wir auf den ÖV angewiesen, hier wollten wir von der Küste bis in die Hauptstadt kommen mit Zwischenstopp beim Berg der Kreuze. Da der Zug nicht so häufig fährt, ist dieses Unterfangen gar nicht so einfach umzusetzen. Wir entscheiden uns für eine Kombination zwischen Schnellzug und nicht ganz so schnellem Zug. Der erste Zug ist top ausgestattet, sogar mit Wifi. Bei der Weiterfahrt haben wir nicht mehr so viel Glück. Der Zug ist uralt und wir dürfen unsere Räder fünf Stufen hochbugsieren und irgendwie zwischen den Sitzen einklemmen. Das Zugpersonal zuckt nicht mal mit der Wimper als sie unsere Räder sehen. Wir sind wohl nicht die ersten… 

Beim Berg der Kreuze

Beim Berg der Kreuze

Ein weiteres Beispiel von Unkompliziertheit gibt es in Vilnius, der Hauptstadt von Litauen. Der Bürgermeister hatte kurzerhand beschlossen, dass die Stadt fahrradfreundlich umgebaut werden soll. Diese wurde dann auch umgesetzt. D.h. in der ganzen Stadt kommt man super mit dem Rad von A nach B. Der einzige Faktor welcher nicht berücksichtigt wurde ist, dass die Vilniusser wohl einfach nicht so gerne mit dem Velo fahren. Radfahrer haben wir jedenfalls praktisch keine gesehen.

Radfahren in Vilnius

Radfahren in Vilnius

Nach dieser regnerischen Zeit im Baltikum und dem nicht so freudeerregenden Wetterbericht in der Region Polen, helfen wir etwas nach um schneller in die Wärme zu kommen. So fliegen wir Anfang Oktober von Vilnius nach Italien, wo wir unsere Reise an der Adriaküste fortsetzen werden.

Vor dem Flug müssen wir noch Bikeboxen für den Transport im Flugzeug organisieren. Natürlich werden diese mit dem Fahrrad in die Unterkunft gebracht.

Vor dem Flug müssen wir noch Bikeboxen für den Transport im Flugzeug organisieren. Natürlich werden diese mit dem Fahrrad in die Unterkunft gebracht.

Kurzes Video mit ein paar Ausschnitten unserer Route durch das Baltikum
«Das Blau unserer Seen und das Schneeweiss unserer Winter» - Finnland

Wusstet ihr, dass Finnland auch eine zweite Amtssprache hat, nämlich Schwedisch? Wir eben auch nicht. Umso spannender, da sich die Einwohner beider Länder, soviel wir mitgekriegt haben, nicht wirklich mögen. Schwedisch ist Pflichtfach jedes Schülers und etwa so beliebt wie bei uns Deutschschweizern Französisch oder bei den Welschen Deutsch. Weshalb das in Finnland immer noch so ist mit der Amtssprache hat wohl etwas mit der Geschichte zu tun, denn bis 1809 gehörte Finnland politisch zu Schweden, bevor es bis genau vor 100 Jahren von Russland regiert wurde. Heisst, 2017 wird überall in Finnland die Unabhängigkeit gefeiert.

An der Grenze zu Finnland

An der Grenze zu Finnland

Mit 5.5 Mio. Einwohner auf 338'000 km2 ist Finnland acht Mal grösser als die Schweiz und entsprechend dünn besiedelt. Davon sind drei Viertel mit Wald bedeckt. Das heisst wir sind in Finnland tagein tagaus durch Wälder gefahren, Fichten, Fichten, Birken, Fichten, Fichten (sag das Mal ganz schnell hintereinander) soweit das Auge reicht. Und da es nicht wirklich Berge gibt, sieht man auch nie drüber, über diese Wälder, ausser man kann einen Turm hochklettern.

Zur Abwechslung mal Birkenwälder

Zur Abwechslung mal Birkenwälder

Versteht uns nicht falsch. Finnland ist trotz den vielen Bäumen sehr abwechslungsreich. Die Regionen sind sehr unterschiedlich, angefangen bei Lappland im hohen Norden, aber auch die Seenplatte, die Westküste, das Inselarchipel oder die Region rund um Helsinki. Wir haben uns schwergetan, eine Route zu planen in der begrenzten Zeit, die wir in Finnland noch hatten. So hat sich ein Finnland-Hopping ergeben: ein paar Tage in einer Region radeln, dann mit dem ÖV weiter in die nächste.

Wir sind ja schon auf dem Weg «nach oben» ans Nordkapp etwas in Lappland gefahren. Da haben wir erste Erfahrungen mit den Renntieren gemacht. Wir waren ganz aus dem Häuschen als wir die ersten auf der Strasse gesehen haben. Haben alles stehen und liegen lassen, die Kamera gepackt und Fotos geschossen als gäbs kein Morgen mehr. Am selben Abend, als dann eine Renntierfamilie ganz cool beim Campingplatz die Lage abcheckte und eines beim Supermarkt noch so tat, als müsste es noch kurz letzte Einkäufe tätigen für die unvorhergesehenen Gäste, da fiel es uns auf: irgendetwas ist merkwürdig… später wussten wir auch weshalb. Die Tiere sind gar nicht so wild wie wir es uns vorgestellt haben. Sie gehören zu einer Herde und somit auch einem Herdenführer. Traditionellerweise den Sami, dem Ur-Volk Skandinaviens. Die Tiere sind nicht eingezäunt, werden aber einmal pro Jahr wieder eingetrieben, sortiert und die Kälber an den Ohren gekennzeichnet. In Lappland gibt es wohl genauso viele Renntiere wie Einwohner. Kein Wunder, dass man sie an jeder Ecke antrifft und es sie keinen feuchten interessiert, wenn sie gerade die Strasse blockieren.
Soviel über die grossen Tiere. Dann gibt’s noch die kleinen Mückenbiester. Die nerven in Finnland genau so wie in Schweden. Im Eintrag über Schweden haben wir uns schon ausgiebig darüber ausgelassen.

Das Rentier beim täglichen Einkaufsbummel

Das Rentier beim täglichen Einkaufsbummel

Finnland ist nicht das Land der 1000 Seen, sondern der 187'888 Seen. Einige davon sind so gross, dass die Inseln auf den Seen auch noch eigene Seen haben. Dabei ist der Saimaa See der grösste von allen. Wir sind immer wieder daran vorbeigefahren ohne wirklich zu bemerken, dass es noch ein und derselbe ist. Die Region der Seenplatte ist noch viel spektakulärer dank dem Schloss Olavinlinna, welches im Mittelalter die Schweden vor den Russen schützen sollte.

Die Burg Olavonlinna

Die Burg Olavonlinna

… und dann gibt’s noch die Inselgruppe Aland mit 6700 Inseln, welche Autonom ist und auf welcher praktisch nur schwedisch gesprochen wird. Genau genommen sind wir uns auf den Inseln viel mehr wie in Schweden als in Finnland vorgekommen. Kein Wunder, dass die Nachbarn aus Schweden besonders gern hier ihren Urlaub verbringen. Und: Aland hat seine eigenen Regeln was die Alkoholbesteuerung angeht. Da profitieren natürlich alle davon…

Das Kastelholms Slott auf Åland

Das Kastelholms Slott auf Åland

Was uns bei den Finnen so begeistert hat, ist die Verbundenheit mit der Natur. Viele leben abgelegen und nutzen jede Möglichkeit, um raus in die Natur zu gehen. Wir waren überrascht, wie viele Menschen zum Beispiel ihre Freizeit mit Beeren sammeln verbringen. Für den privaten Vorrat, aber auch um einen Nebenverdienst zu machen. Und es gibt reichlich davon: ganze 1000 Kilo Beeren wachsen heran, und das Pro Einwohner! Wer also aufgepasst hat rechnet dies nun Mal 5.5 Mio. Einwohner. Unter den Highlights ganz klar die Blaubeeren, Preiselbeeren und natürlich die Moltebeeren - Cloudberries oder Lakka auf Finnisch. Eine Beere, die es nur im Norden gibt und, da es als Superfood gilt, ein entsprechender Hype daraus gemacht wird. Sie kommt in Sumpfgebieten vor und man sollte demensprechend mit Gummistiefeln und Antimückenkleidern ausgerüstet sein. Jeder Finne hat so seine Geheimspots und gibt diese wohl erst auf dem Sterbebett der nächsten Generation weiter. Wir hatten bei der Suche leider kein Glück, konnten sie aber für teures Geld auf dem Markt kaufen.

Hmmmmmm, Blaubeeren

Hmmmmmm, Blaubeeren

Apropos Markt. Wir haben uns auch durch andere Köstlichkeiten, die es auf dem Markt gibt, durchprobiert. Sehr merkwürdig aber lecker fanden wir das Fischbrot Kalakukko. Klingt gar nicht so aufregend. Es ist aber nicht nur irgendein mit Fisch belegtes Brötchen, sondern eine Mischung aus Fisch und etwas Speck, die ins Brot eingebacken wird. Auf diese Weise wurde früher der Fisch haltbar gemacht und diente als eine Art Sandwich für unterwegs. Da dies alleine noch nicht nahrhaft genug ist, kommt noch eine ordentliche Menge Butter oben drauf.

Ade verdrückt das Fischbrot Kalakukko

Ade verdrückt das Fischbrot Kalakukko

Unsere letzte Destination in Finnland soll Helsinki im September sein. Dort treffen wir uns mit den Mädels aus Nidau für ein Wochenende. Sie erzählen uns, was es von zu Hause zu berichten gibt und gleichzeitig erkunden wir die Stadt bei Regenwetter.

Mit den Nidauer Mädels in Helsinki

Mit den Nidauer Mädels in Helsinki

Das Wetter hat sich seit Ende August ziemlich verschlechtert. Wir hatten viele kalte Regentage. Aber auf den Inseln zeigte sich die Sonne doch nochmals. Die Finnen sind was die Campingsaison angeht eher eigenartig: sobald die Sommerferien Mitte August vorbei sind, stellen sie auf Winter um. Die Museen sind teilweise weniger lang geöffnet, Campingplätze sind entweder ganz geschlossen oder so, dass man sich telefonisch melden muss. Obwohl: es waren noch ziemlich viele (ausländische) Touristen unterwegs. Für uns jedoch war dies das Zeichen, dass wir weiterziehen müssen Richtung Süden, denn: Winter is coming…

Unsere Radreise führt uns weiter durch die Regionen Finnlands: Lappland, Mittelfinnland, das Land der tausend Seen, Turku, das Inselarchipel mit Aland und schliesslich Helsinki